Freitag, 4. Januar 2013

Im Rausch der Farben



Tipps für Unterwasserfotografie.

 





Grüne Hölle oder Fisch von hinten - solche Schnappschüsse machen keinen Taucher glücklich. Unterwasserfotografie hat zwar ihre eigenen Gesetze. Mit den Tricks eines Profis aber können auch
Einsteiger gelungene Bilder aus der Tiefe mitbringen.

Motiv suchen, Bildausschnitt wählen, Auslöser drücken - den Rest regelt der intelligente Automatikmodus, über den fast jede Kamera verfügt:
Fotografieren ist eigentlich ganz einfach. Zumindest solange man über der Wasseroberfläche bleibt. "Unter Wasser sieht das leider anders aus", sagt Eckhard Krumpholz. Der 46-Jährige kann viel über Unterwasserfotografie erzählen und gibt sein Wissen in Vorträgen und Monat für Monat an die Leser des Fachmagazins
"unterwasser" weiter. 






"Der Knackpunkt eines jeden guten Bildes ist das Licht", sagt er, "und da hat Wasser leider völlig andere Gesetze als Luft." Denn mit jedem Meter Tiefe filtert das Wasser immer mehr Farben aus dem Licht weg: In drei Meter Tiefe sind die roten Anteile fast schon verschwunden, kurz darauf auch die orangenen.

Gelb, Grün und Blau halten sich noch am längsten und das, so
Krumpholz, sei auch der Grund dafür, dass Unterwasserfotos so häufig grün- oder blaustichig ausfielen. "Wer natürliche Farben haben will", so der Experte, "muss auf gute Bedingungen achten. Ein sonniger Tag ist dabei besser als ein bewölkter, eine ruhige Wasseroberfläche idealer als eine bewegte, auf der sich das Licht viel stärker bricht. Und natürlich: Je flacher ein Tauchgang ausfällt, desto besser sind die Chancen auf leuchtende Farben."






Wer eine bunte Rifflandschaft auch in 20 Meter Tiefe noch farbenfroh ablichten will, kommt um eine zusätzliche Lichtquelle nicht herum. Doch mit dem Einsatz eines Blitzes tauchen auch neue Probleme auf, gerade dann, wenn der Blitz wie bei Kompaktkameras dicht am Objektiv angebracht ist. "Alles, was zwischen Blitz und Motiv ist, wird ja ebenfalls angeblitzt und wirft das Licht auch auf das Objektiv zurück. Winzige Schwebeteilchen etwa, sonst kaum zu sehen, tauchen dann später als  hell leuchtende, störende Punkte auf."

Da aber die meisten eingebauten Blitze nur zwei bis drei Meter
Reichweite haben, gibt Krumpholz den nächsten Tipp: "Ran ans Motiv - so nah wie möglich!" Oder auf einen externen Blitz umsteigen, der mit der Kamera durch einen Arm verbunden ist.




Die passende Fotoausrüstung: Erfolg mit Winzlingen

Für Schnorchelausflüge und Tauchgänge bis in maximal zehn Meter Tiefe hält der Markt wasserdichte Kameras wie beispielsweise die Olympus TG-820 bereit, die für rund 300 Euro Schnappschüsse in guter Qualität ermöglichen. Allerdings sind diese beim Knipsen - neben der Tiefe – auch in puncto Erweiterungsmöglichkeiten limitiert: Bei steigenden Anforderungen benötigt man eine Kamera in einem separaten Unterwassergehäuse.

Mit hochwertigen Kompaktkameras wie der Lumix-Baureihe von Panasonic dagegen, die zusammen mit einem passendem Unterwassergehäuse vom gleichen Hersteller bereits für gut 500 Euro zu haben sind, lassen sich vor allem im Makrobereich gute Erfolge erzielen.
"Kleine Dinge ganz groß, das schafft auch eine Einsteigerkamera", sagt Krumpholz. Ein weiterer Vorteil: Das Paket lässt sich später auch mit einem externen Blitz erweitern - der allerdings, in guter Qualität, die gleiche Summe kosten kann.

Spätestens jedoch bei dem Versuch, grandiose Unterwasserlandschaften oder große Tiere wie Haie oder Wale perfekt abzulichten, stoßen die Kompakten schnell an ihre Grenzen. Dann kommen Fotojäger um eine Spiegelreflexkamera nicht herum - unverändert die Königsklasse und erste Wahl aller Profi-Fotografen.

Hier dominieren bei den Kameras die Platzhirsche wie Canon oder Nikon, bei den Gehäusen kleine Spezialanbieter wie Seacam, Subal, Hugyfot oder UK-Germany. Kein günstiger Spaß: Zusammen mit zwei Blitzen, Domport, Makro-, Weitwinkel- und Fisheye- Objektiven kommt da schnell der Gegenwert eines Kleinwagens zusammen. "Erstklassige Bilder lassen sich nur mit einer erstklassigen Ausrüstung machen", sagt Eckhard Krumpholz und zuckt bedauernd mit den Schultern. Großer Sensor bei Systemkameras Wer die Kosten einer Spiegelreflexkamera scheut, aber mehr Qualität als in der Einsteigerklasse möchte, findet unter den neuen Systemkameras das Passende - für Krumpholz sind sie gar "das System der Zukunft".
 








Obwohl kompakt und leicht gebaut, bieten sie wie eine
Spiegelreflexkamera die Möglichkeit, die Objektive anhand der
Einsatzbedingungen zu wechseln. Ein weiterer Pluspunkt: Ihr Sensor ist deutlich größer als der einer Kompaktkamera, was zu einer höheren Lichtempfindlichkeit, weniger Rauschen und einem verbesserten Dynamikumfang führt.
Einige Exemplare wie die in Tests sehr gut abschneidende Olympus Pen E-PM1 sind inklusive 14-42-Millimeter-Kitobjektiv schon für rund 400 Euro zu haben; ein passendes und gut verarbeitetes Unterwassergehäuse liefert der gleiche Hersteller für 899 Euro gleich mit. Ihr Nachteil: Viele Profi-Fotografen vermissen bei Systemkameras den optischen Sucher - bei ihnen erfolgt die Motiverkennung rein über das Display.






Praxistipps von Profi-Fotograf Eckhard Krumpholz

 

 


Um gute Unterwasserbilder zu schießen, sollte der Fotograf vor allem eines sein: ein guter Taucher. Wer seine Tarierung nicht blind beherrscht, verwackelt nicht nur die Aufnahmen; er läuft auch
permanent Gefahr, das empfindliche Riff mit ungewollten Berührungen zu schädigen. "Außerdem wird es einem hektischen Taucher auch kaum gelingen, wirklich dicht an die Tiere heranzukommen", sagt Krumpholz.

Ebenso entscheidend für ein gutes Bild ist die richtige Kameraposition. Unter Wasser bedeutet dies: immer auf Augenhöhe mit dem Motiv bleiben oder leicht darunter. Von oben nach unten fotografieren ist dabei ebenso eine Todsünde wie "Fisch von hinten". Solche Bilder, meint der Profi, will später doch keiner sehen - nicht einmal der Fotograf selbst.
Ordnung im Bild ist die erste Fotografenpflicht! Als uralte, aber nach
wie vor gültige Regel der Bildgestaltung beschreibt der "Goldene
Schnitt" das Prinzip, wo sich das Hauptmotiv innerhalb eines Bildes
befinden soll. Die Stellen entstehen, wenn das Aufnahmeformat
gedanklich vertikal wie horizontal dreigeteilt wird. Dort, wo sich die
Linien schneiden, befindet sich der Goldene Schnitt. Bei einigen
Digitalkameras lässt sich hierfür zur Orientierung auch ein Gitternetzfeld einblenden.

Zusätzlich sollte eine durchdachte Linienführung den Betrachter auf
bildwichtige Gegenstände lenken und durch das Bild führen.
Waagerechte Linien erwecken den Eindruck von Ruhe; eine starke
Diagonale erzeugt Spannung und Dynamik - speziell Fische können
häufig entlang der Bilddiagonalen fotografiert werden. Und: Wenn ein Fisch nach rechts schaut, sollte sich dort auch der größte Abstand zum Bildrand befinden.

Durch den Fokussiervorgang kann Schärfe bewusst im Bild
beziehungsweise auf dem Motiv verteilt werden. Je weiter die Blende geöffnet wird, umso kleiner wird der Schärfentiefenbereich. Im Gegensatz zu früher, als viele Bilder noch von Hand scharf gestellt wurden, entscheidet heute nicht mehr der Fotograf, sondern es entscheiden die Autofokus-Messfelder, was vom Motiv scharf
abgebildet wird. Als goldene Regel gilt: Die Augen des Tieres müssen klar zu erkennen sein.

Doch nicht nur Fische, auch Rifflandschaften haben ihre besonderen Gesetze. "Wer es richtig machen will, schaltet dann auch alle Programm-Automatiken ab. Denn die Belichtung der Kamera kann gerade im Weitwinkelbereich mit den extrem hohen Kontrasten von hellster Sonne und schattiger Riffwand nichts anfangen und wird immer wieder Fehlbelichtungen produzieren. Da ist es einfacher, den Belichtungsmesser einmal an der richtigen Stelle messen zu lassen und den Wert anschließend manuell einzustellen." Was die richtige Stelle ist, hängt vom Motiv ab: In der Regel misst der Unterwasserfotograf das Blau des Wassers und mindert die Belichtung dann um ein bis zwei Blenden.

 

 















 

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