Donnerstag, 27. Dezember 2012

Auf den Exumas ist die Sau los.


Die 365 Inselchen der Exumas gelten als das Badeparadies der Bahamas

 

 




Quiekende Topmodels, smaragdgrünes Wasser und Strände wie Mehl: An vielen schönen Orten der Welt kann man mit Delfinen oder Walen schwimmen. Auf den Bahamas tauchen ganz andere Kreaturen aus den Traumbuchten auf.
Ihr Ruf unter den Reichen und Schönen ist legendär: Die Bahamas gelten als das Paradies der einsamen Inseln. Nur 30 der rund 2000 Inseln und Atolle sind bewohnt, die sich in einem 1000 Kilometer langen Bogen südöstlich von Florida bis zur Nordostspitze Kubas erstrecken. Genug Platz also für Richard Gere, Elle Macpherson, Nicolas Cage oder Magier David Copperfield sich dort eine Privatinsel auszuspähen, sie zu kaufen, eine Luxusvilla darauf zu stellen und natürlich die eigene Jacht am Landungssteg zu präsentieren. Johnny Depp ist hier schon als als Captain Jack Sparrow im „Fluch der Karibik“ umhergesegelt und hat sich ebenfalls ein schmuckes Eiland erworben. Und Sean Connery kämpfte als Agent 007 im James-Bond-Klassiker „Thunderball“ in der Thunderball-Grotte gegen den Schurken Emile Largo.

Obwohl sich die Letztgenannten allesamt in die Exumas verliebt haben, eine Perlenschnur von 365 weißen Inselchen südlich von Nassau, ist nichts von den Berühmtheiten zu sehen. Dafür tauchen plötzlich zwei behaarte Ohren aus dem Wasser auf. Sie sind quietschrosa und gehören einer schlechten Schwimmerin, die ihren Kopf geradeso über Wasser halten kann und heftig zappelt.







Steve schaltet den Bootsmotor aus und die acht Touristen an Bord hängen sich über die Reling. „Ich glaub, mein Schwein pfeift“, entfährt es Toby. Ein Schwein. Es ist tatsächlich ein Schwein. Die zwei kreisrunden Löcher in der rosa Schnauze und das Oink-Oink-Gequieke lassen keinen Zweifel mehr an der bizarren Erscheinung vor der kleinen Insel namens Big Mayor Cay. Wie viele der Exumas, ist sie unbewohnt. Was heißt hier unbewohnt. Auf der Bilderbuchinsel stolziert ein weißer Hahn am Strand entlang und drei rosa-schwarz gescheckte Hausschweine rennen mit Vollgas ins Wasser. Sie gönnen ihrer pinkfarbenen Kollegin den Festschmaus nicht. Doch die reißt ihre Schnauze bereits so weit auf, dass jeder Zahnarzt glücklich wäre – und schnappt über die Reling. Denn ein Boot bedeutet für die vier Schweine von Big Mayor Cay: Futter.



Schwimmen mit einer echten Sau

Die Touristen quietschen vor Freude über die unwirkliche Szene und halten Brötchen vom Frühstücksbüfett über die Reeling. Ein schwerer Fehler. „Germanys Next Topmodel“-Kanditatinnen Rebecca Mir und Aleksandra Nagel haben diesen Fauxpas im Sommer 2011 nicht begangen. Als sie auf ihrer Überraschungsfahrt in die Schweinebucht der Bahamas einbogen, gerieten sie zwar ebenfalls außer Rand und Band und quiekten unaufhörlich „Oh, sind die süß!“.
Doch bevor sie den schwimmenden Schweine Futter vor die Schnauze hielten, sprangen die beiden Grazien todesmutig ins Wasser. Und schwammen mit den „süßen Schweinchen“, tollten mit ihnen herum und streichelten die Borstentiere. Jedes Grunzen löste bei den beiden Konkurrentinnen aus Heidi-Klums-Show schrille Lachanfälle aus. Vielleicht spürten die Tiere auch, dass die jungen Damen diese Begegnung nicht nur tierisch gut fanden, sondern sie später gar zum „schönsten Tag unseres Lebens“ ausriefen.


Oder die beiden besitzen neben ihren sonstigen Fähigkeiten auch ein Schweinflüsterer-Talent. Von den acht Touristen im Boot jedenfalls, traut sich nicht einmal der einzige Mann ins Wasser zu springen, um mit den „süßen Schweinchen“ zu schwimmen. Denn sie strampeln wild mit ihren Stummelbeinen, versuchen sich gegenseitig unter Wasser zu drücken, quieken, fauchen und grunzen beim Kampf ums Brot. Nicht gerade eine friedliche Strandszene wie beim Rebecca und Aleskandra. Aber es gibt noch eine Chance.

Haischwimmen für Weicheier

Steve wirft den Motor an und saust weiter durch das Labyrinth der Exumas-Inseln. Vorbei an nackten Sandbänken, die sich wie weiße Kuppen aus dem Meer wölben, Palmeninseln und Luxusjachten. Am Steg der Compass Cay Marina heißt es aussteigen und am besten nicht nach unten sehen.

Im türkisfarbenen Wasser bewegen sich dunkelbraune Schatten in Zeitlupe: Haie. Ammenhaie. „Our pet sharks“ steht auf einem selbstgezimmerten Schild am Bootskiosk. Das sollen also Streicheltiere sein. Mit dem flachen Schädel, der spitzen Rückenflosse und einer Größe von 1,50 Metern sehen sie nicht gerade danach aus. Ein amerikanisches Rentnerpaar steht mit Taucherbrille im brusttiefen Wasser. Die Frau kreischt. Ihr Mann ist umzingelt von Haien, aber ganz ruhig. Vorsichtig streckt er die Hand aus und streichelt einem über den Rücken. „Fühlt sich an wie Schmiergelpapier“ ruft er seiner entsetzten Frau zu.

15 mannsgroße Ammenhaie kreisen um die beiden, weil ein anderer Tourist Brot ins Wasser wirft. „Die beißen nicht, die tun nichts“, sagt Bootskapitän Steve und blickt neugierig zu den wie gebannt ins Meer starrenden Touristen. Und tatsächlich packt der einzige Mann aus der Gruppe all seinen Mut zusammen und gleitet ganz langsam vom Steg ins Haigetümmel. Wenn schon nicht mit einer Sau, dann wenigstens mit einem echten Hai schwimmen.

 



 

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