Montag, 18. März 2013

Ab in die Sonne


Der Frühling lässt leider noch auf sich warten. Wer keine Lust mehr auf Schmuddelwetter hat, steigt am besten in den nächsten Flieger.

 

 
Winter und Badespaß? Da gibt es zwei Möglichkeiten: Mit Badelatschen unter Plastikpalmen ins heimische Thermalbad oder ab ins Flugzeug und weit weg von europäischen Temperaturen fliegen. Wer sich für die Fernreise entscheidet, steht dann vor der Qual der Wahl. Welches Badehotel ist das beste, schönste, luxuriöseste und bietet die meisten Urlaubsfreuden? Das Hotelbewertungsportal HolidayCheck wollte das ebenfalls wissen und hat seine User nach ihren Lieblingen unter den Badehotels befragt.


Das Besondere: Die Gewinner unter den Hotels sind eben nicht von professionellen Testern bewertet, sondern laut HolidayCheck „von Urlaubern für Urlauber“. Um unter die Top-Badehotels zu kommen, müssen die Herbergen besonders oft von ehemaligen Gästen weiterempfohlen worden sein. Wer sich sein eigenes Urteil bilden will, sollte schnell abheben in die Dominikanischen Republik, nach Kuba, auf die Malediven, nach Mexiko, auf die Seychellen, nach Sri Lanka, Thailand oder in die Vereinigten Arabischen Emirate. Kurz: überall dorthin, wo sich die Wintermonate von ihrer wärmsten Seite zeigen.





 

Dominikanische Republik: Hotel Iberostar Bavaro

 

 

Die Dominikanische Republik ist als Reiseland eigentlich zu vielfältig, um sie plump als „Domrep“ abzukürzen. Nicht umsonst gehört sie zu den liebsten Urlaubszielen der Deutschen. Am palmengesäumten Strand „Playa Bavaro“ an der Nordostküste liegt der Badehotel-Spitzenreiter der HolidayCheck-User: das 5-Sterne-All-Inclusive-Hotel „Iberostar Bavaro“.

Zwischen dem tropischen Hotelgarten und dem weißen Strandstrand erstreckt sich die Hotelanlage mit der großen Poollandschaft. Das „Iberostar Bavaro“ verfügt über 75 zweistöckige Bungalows mit insgesamt 596 Zimmern. Eine Liegefläche lädt die Gäste zum Sonnenbaden ein. Für Kinder gibt es einen eigenen Pool. Und weil Baden hungrig macht, bietet das Hotel sieben unterschiedliche Restaurants und Bars, in denen die Speisen vor den Augen der Urlauber frisch auf dem Grill zubereitet werden.

Auch das Personal ist laut Bewertungen der Gäste „phänomenal“. HolidayCheck-User „Lutz & Simona“ freuten sich, dass Gärtner, Kellner und Köche stets „mit einem Lächeln und einem freundlichen Ola“ grüßten



Eine Ferieninsel poliert ihr Image auf


Mit riesigen Investitionen will die Dominikanische Republik vom Billig-Image weg und zum Luxus-Urlaubsziel werden.

Wenn in der kargen Vorsaison das Angebot die Nachfrage übersteigt, werden die Chicas von Sosua handgreiflich. Um der Anbahnung mehr Nachdruck zu verleihen, zwirbeln die Mulattinnen den abends flanierenden Gringos durchs T-Shirt die Brustwarzen. Vergeblich suchen die Überforderten Zuflucht in der nächsten Bar. Ohrläppchen zupfend, Kosenamen flüsternd, fällt das Rudel der Straßenschönen über die Bleichgesichter her, die schmalen Bubenhüften in abgeschnittenen Jeans, die beträchtliche Oberweite eingezwängt in zu knappe Tops. Wem es gelingt, sich vor dem erotischen Overkill in Sicherheit zu bringen, muss um seine eben geretteten Pesos gleich wieder bangen. „My friend, my friend“, raunen Burschen verschwörerisch aus dunklen Ecken und geloben, gegen entsprechende Vorauskasse jede nur denkbare Ware in Minutenschnelle herbeizuzaubern, egal ob falsche Rolex, echtes Marihuana oder die eigene Schwester.




Sosua: Niedergang in Sünde

Das verrufene Badeörtchen an der Nordküste der Dominikanischen Republik, kaum 20 Kilometer entfernt von der Haupteinflugschneise Puerto Plata, hat sich bisher alle Unarten bewahrt, die ein neues Tourismuskonzept nun der zweitgrößten Antilleninsel austreiben möchte. Die überbordende karibische Lebensfreude nebst bezahlbarem Vollrausch und Intimkontakt mit Einheimischen lockte bis nach der Jahrtausendwende jährlich 450 000 Deutsche in die Dom Rep. Dumpingpreise der Charterlinie Britannia Airways und Niedrigsttarife in den Allinclusive-Bettenburgen rückten den Ballermann der Antillen auch fürs Massenpublikum in erreichbare Nähe. Spätestens nach dem 11. September 2001 brachen die imposanten Besucherzahlen aber ein und das ohnehin angeschlagene Image des billigsten aller karibischen Ziele zusammen.

Doch das Stranddorf Sosua, einst von jüdischen Flüchtlingen aus Nazi-Deutschland gegründet, dann von Aussteigern auf Weltflucht kolonisiert und schließlich in den 90ern von überwiegend deutschem Billigtourismus verramscht, möchte auch im Niedergang der Sünde nicht abschwören. Die Großbaustelle eines klobigen Spielcasinos versperrt den Blick auf die Palmenbucht, nachts montieren Metalldiebe Gullydeckel und Telegrafenleitungen ab, und seit immer mehr bettelarme Haitianerinnen illegal über die Grenze strömen, droht auch dem horizontalen Gewerbe der Preisverfall. Mit solchen Auslaufmodellen halten sich die emsigen Zukunftsplaner der dominikanischen Fremdenverkehrspolitik nicht lange auf. Eine groß angelegte Kampagne, die die weitläufige Insel in der gehobenen Touristik wieder wettbewerbsfähig machen soll, vertraut ganz auf das neue Schlagwort „inexhaustible“ – unerschöpflich – und propagiert weniger die Sanierung der Altlasten als die Erschließung bisher jungfräulicher Regionen.




Ballermann wird zu Saubermann

Der inselweite Umbau zum Erholungspark, möchten oppositionelle Lästermäuler wissen, begann, nachdem dem Tourismusminister eine fatale Studie auf den Schreibtisch geflattert war. Die diskreditierte den urlaubenden Surfer als Habenichts mit Tagesausgaben von ganzen 20 Dollar und rühmte den konsumstarken Golfer, der angeblich das Zehnfache im Land lässt. Seitdem vergolft der ehemalige karibische Ballermann zum Saubermann. Zu den bereits vorhandenen 35 Plätzen sollen in den nächsten drei Jahren mehr als 20 neue allein in der Region Punta Cana hinzukommen. Auf dem bisher prestigeträchtigsten Areal Casa de Campo – dort mieten US-Millionäre unter Ausschluss der vergleichsweise einkommensschwachen Bevölkerung gut bewachte Golfdomizile samt Caddy und Trolley – investiert die kanadische Nobelhotellerie Four Seasons 120 Millionen Dollar in noch zielgruppengerechtere Beherbergung. Donald Trump legte zwei Milliarden Dollar in seinem gigantischen Golfpark Cap Cana an, von den 70 Baugrundstücken verkaufte er vergangenen Mai 68 binnen wenigen Stunden.

Der rasant gestiegene Flächenverbrauch solcher Großprojekte beunruhigt den forschen Minister keineswegs: „Ausgenommen Kuba, würden sämtliche Antillen von Puerto Rico bis Tobago in die dominikanische Hälfte der Insel Hispaniola passen. Und dann hätten wir immer noch Platz übrig.“ Tatsächlich scheinen die expansiven Bestrebungen auch Raum für manch glückhaften Werdegang unter den Einheimischen zu schaffen. José Anibal ist einer der Dominikaner, die mit dem frisch angekurbelten Tourismus zu Wohlstand gekommen sind. Dabei war die ursprüngliche Geschäftsidee des charmanten Latinos nicht einmal besonders originell. Er pflanzte sich samt zahmem Papagei, Äffchen und Leguan vor das Portal großer Hotels und verhökerte den Gästen Schnappschüsse der exotischen Tierwelt. Inzwischen bedient der 36-Jährige in großem Stil den ständig steigenden Bedarf an professionelleren Urlaubsmemorabilien. Für 50 Dollar pro Stück inszeniert Anibal und sein mittlerweile 40-köpfiges Team persönliche Ferienfilmchen auf DVD. Single-Herren rückt er braune Bikinimädchen an die Seite, Flitterwöchner fängt er beim Unterwasserkuss vor Korallenwäldchen ein, und allein reisende Damen platziert er in Strandbars, proppevoll mit zutraulichen Papagalli. Die Nachfrage ist riesig, die Lohnkosten unerheblich, die Einkommensteuer liegt bei paradiesischen 16 Prozent, und so buchte der frische Millionär unlängst die angesagteste Disco am Platz für eine intime Techno-Sause mit Pariser DJs und Amsterdamer Go-go-Girls.


Petrus im Pool oder Atlantik-Romantik

Dass es auch ohne wummernde Lautsprecher und Tänzerinnen mit frei schwingenden Brüsten recht lustig zugehen kann, erlebt, wer sich im abgelegenen Boutique-Hotel „Sivory“ einmietet. Dort umsorgen 150 Angestellte im Höchstfall 40 Gäste, die bei Einbruch jeder bestirnten Tropennacht aufs Neue vor der Wahl stehen, im eigenen Pool eine Flasche Petrus zu köpfen, die neben anderen 10 000 Tropfen wohltemperiert bevorratet wird, oder bei Fackelschein am wilden Atlantik-Strand zu dinieren. Josette, eine gut erhaltene Mittvierzigerin aus Puerto Rico, entscheidet sich meistens für erstere Variante. Das redselige Wesen nutzt die Vormittage, ihre Moskitostiche am hübschen Nacken vorzuführen oder um durchblicken zu lassen, dass sie mit den schwerreichen Eigentümern des Goya-Food-Konzerns versippt sei. Am späten Nachmittag schwebt dann der bestellte Helikopter am Strand ein und liefert Partyverstärkung aus Santo Domingo oder dem puertoricanischen San Juan an. Das hindert die unkomplizierte Josette allerdings nicht, zu fortgeschrittener Stunde noch am Nachbarbungalow anzuklopfen: „We have a little fiesta with some good old friends, would you like to join us?“, fragt sie, gewickelt in einen makellos weißen Hotelbademantel, und weiß sehr wohl, dass triftige Ausreden im Eldorado des Müßiggangs dünn gesät sind.





Samana soll die neue Luxus-Insel werden

Die Perle, die nun in den Reisekatalogen leuchten soll, heißt Samana, eine Halbinsel im Nordosten der Republik. Schon vergangenes Jahr wurde dort ein weiterer internationaler Flughafen in Betrieb genommen, nunmehr der sechste in einem Land, kaum größer als Niedersachsen. Von den erhofften Besucherströmen ist auf dem dschungelüberwucherten Landzipfel allerdings noch nicht viel zu sehen. Der Verkehr auf der einzigen größeren befestigten Straße kommt trotzdem kilometerweise zum Erliegen. Die löchrige Teerdecke ist allerorten aufgerissen, eine neue Kanalisation wird verlegt. „Hombres trabajando“ – „Männer bei der Arbeit“, entschuldigen Schilder die Stockungen, und wie als Motiv einer Scherzpostkarte liegt unter einem ein Asphaltierer rücklings schlummernd in seinem Schubkarren.






Die besten Logenplätze hat sich Bahia Principe gesichert

Die Weiler aus Wellblechhütten, baufälligen Krämerläden und den obligaten Lottobuden schmiegen sich eng an die Straße. Trupps von Schulkindern in blau-beigen Uniformen spritzen wie Wassergarben zur Seite, wenn ein Schwertransporter mit halsbrecherischem Tempo über die Schlaglöcher donnert. Ein Hund hatte weniger Glück: Mit plattgewalzter Schnauze liegt er leblos auf der Straße, nur der Schwanz schlägt noch, als würde er wedeln. „Das Geld, das die Touristen in den teuren All-inclusive-Resorts lassen, fließt gleich an die internationalen Eigentümer im Ausland. Uns bleibt nur der Abfall“, grollt in der nüchternen Provinzhauptstadt Santa Barbara ein Einwohner, der nur zur Hauptsaison ab Dezember ein Auskommen als Bootsjunge findet. Dann treffen in der Bucht von Samana 3000 Buckelwale aus der Arktis ein und mit ihnen Whale-Watcher aus Europa und Amerika, die die Meeressäuger bei ihrem Liebesspiel im warmen Küstenwasser belauern.











Die besten Logenplätze am Ufer hat sich die spanische Hotelkette Bahia Principe gesichert. In Samanas goldenen Buchten machen sich drei 5-Sterne-Anlagen mit Reitställen und Vichy-Duschen breit, und vergangenen Herbst eroberte der Konzern auch noch das vorgelagerte Inselchen Cayo Levantado. In James-Bond-Manier fegt ein schneeweißes Schnellboot über die schimmernde Karibiksee und überlässt seine Passagiere dem unverschämten Luxus des Privateilands. Die Suiten sind in weit verstreuten Chalets mit viktorianischen Veranden und verschwiegenen Jacuzzis untergebracht. Ein offenes Wägelchen rollt ihre Bewohner zum täglich frisch gesiebten Sandstrand oder zu einem der Pools, an denen Bedienstete jedes Kolibrifederchen von der Wasseroberfläche pflücken. Im prunkigen Speisesaal führt der Küchenchef seine voluminöse Kochmütze spazieren und erkundigt sich mit vollendeter Höflichkeit, ob Schwertfisch und Chablis denn auch ganz zur Zufriedenheit seien.

Um Mitternacht ist Zapfenstreich in Santo Domingo

Die gediegene Wohlanständigkeit solcher Gästepaläste möchte der amtierende Tourismusminister am liebsten auf sein ganzes Inselreich ausgedehnt wissen. Weswegen der Mann mit dem einflussreichsten Ressort – der Fremdenverkehr ist Wirtschaftsfaktor Nummer eins – sein ausgelassenes Feiervolk zwangsberuhigte. Die Sperrstunde ließ man, der Audienzen gern mit der Übergabe geigenzirpender Bolero-CDs beschließt, schon vorverlegen. In der 3-Millionen-Hauptstadt Santo Domingo müssen neuerdings in den Bars um Mitternacht die Lichter ausgehen, nur am Wochenende ist Frohsinn bis zwei Uhr geduldet. 






Für einen Menschenschlag, der von sich behauptet, den feurigen Merengue erfunden zu haben und auch sonst am liebsten mit Rum, Weib und Gesang durch die tropenwarme Nacht torkelt, ist die neue Sittenstrenge eine harte Prüfung. Und seitdem die Colmados, einheimische Trinkstuben mit integriertem Haushaltswarenverkauf, ihre aufgedrehten Stereoanlagen nicht mehr ins offene Fenster stellen dürfen, versprüht die koloniale Prachtmetropole in manchen Vierteln kaum mehr Lebenslust als Bad Füssing im November.


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