Die Atlantische Hurrikansaison 2012 endet am Freitag.
Die Atlantische Hurrikansaison 2012 begann offiziell am 1. Juni 2012.
Während dieser
Periode bilden sich üblicherweise die meisten Hurrikane, da nur zu dieser Zeit
geeignete Bedingungen existieren, wie etwa ein warmer Ozean, feuchte Luft und
wenig Windscherung, um die Bildung von tropischen Wirbelstürmen zu ermöglichen.
Die Saison 2012 startete jedoch vorzeitig mit der Bildung des tropischen Sturms
Alberto am 19. Mai. Auch der zweite benannte Sturm der Saison, Beryl, entstand
vor dem offiziellen Saisonbeginn am 26. Mai. Es war das erste Mal seit der
atlantischen Hurrikansaison 1908, dass dies geschah.
Voraussagen über
die Aktivität der kommenden Hurrikansaison werden jedes Jahr durch die
Hurrikanexperten Philip J. Klotzbach und William M. Gray und ihren Mitarbeitern
an der Colorado State University und separat durch die Meteorologen der NOAA
sowie vom Konsortium Tropical Storm Risk erstellt.
Klotzbachs Team
definierte die durchschnittliche Anzahl von Stürmen pro Saison im Durchschnitt
(1950–2000) auf 9,6 tropische Stürme, 5,9 Hurrikane und 2,3 schwere Hurrikane
(also solche, die auf der Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala zumindest in die Kategorie
3 eingestuft werden). Eine normale Saison, wie sie durch die NOAA festgelegt
wurde, besteht aus 9–12 benannten Stürmen, von denen 5–7 Hurrikanstärke
erreichen und 1–3 schwere Hurrikane werden.
Prognosen vor
Beginn der Saison
Am 7. Dezember
2011 gab Tropical Storm Risk (TSR), ein öffentliches Konsortium aus Experten
für Versicherungen, Risikomanagement und saisonale Klimavorhersagen am
University College London, eine mittelfristige Vorhersage aus, die für 2012
eine überdurchschnittliche Hurrikansaison annimmt. In dem Bericht stellte TSR
fest, dass die tropische Zyklonaktivität etwa 49 % über dem Durchschnitt der
Jahre 1950–2010 legen könnte, wobei 14,1 (± 4,2) tropische Stürme, 6,7 (± 3,0)
Hurrikane und 3,3 (± 1,6) schwere Hurrikane und ein kumulierter ACE-index von
117 (± 58) erwartet wurden.
Am 21. Dezember
2011 gab Weather Services International (WSI) eine Vorhersage heraus, die von
einer nahezu durchschnittlichen Hurrikansaison 2012 ausgeht. In dieser
Vorhersage wies WSI darauf hin, dass eine seit einem Jahrzehnt nicht mehr
verzeichnete kühlere North Atlantic Oscillation im Zusammenspiel mit der sich
abschwächenden La Niña zu einem durchschnittlichen Saisonverlauf führen werde,
mit 12 benannten Stürmen, darunter sieben Hurrikane, von denen drei die
Kategorie 3 oder höher erreichen könnten. Diese Vorhersage ging des Weiteren
von einer fast durchschnittlichen Wahrscheinlichkeit eines Hurrikans mit
Landfall in den Vereinigten Staaten aus, wobei das Risiko für die Golfküste
leicht höher und für die Ostküste der Vereinigten Staaten leicht niedriger als
durchschnittlich errechnet wurde.
In der
atlantischen Hurrikansaison 2012 wurden die folgenden Namen verwendet. Diese Liste
wird im Jahre 2018 wieder verwendet, vorbehaltlich der Namen, die durch die
World Meteorological Organization im Frühjahr 2013 möglicherweise ersetzt
werden. Diese Liste ist identisch mit der Liste für die Atlantische
Hurrikansaison 2006.
Alberto
Beryl
Chris
Debby
Ernesto
Florence
Gordon
Helene
Isaac
Joyce
Kirk
Leslie
Michael
Nadine
Oscar
Patty
Rafael
Sandy
Tony
Valerie (unbenutzt)
William (unbenutzt)
Die Geschichte des Jahrhundert - Hurrikan Sandy
Kategorie-2-Hurrikan
(SSHS)
Sandy Oct 25 2012
0400Z.JPG
Dauer 22. Oktober–29. Oktober
Intensität 95 kn (175 km/h) (1-min), 940 hPa
Mitte Oktober
bewegte sich eine tropische Welle Richtung Westen in die Karibik. Am 19.
Oktober begann das NHC, das Gebiet mit niedrigem Luftdruck im östlichen
Karibischen Meer nördlich der Küste von Südamerika zu beobachten. Dieses
entwickelte sich sehr rasant, und das NHC konstatierte schon am folgenden Tag
eine hohe Chance zur Entstehung einer tropischen Zyklone. Das System konnte
sich im Laufe der nächsten Tage langsam organisieren, sodass es am Abend des
21. Oktobers starke Konvektion aufbaute und eine geschlossene Zirkulation
bildete. Am 22. Oktober hatte es sich so verstärkt, dass es um 15:00 Uhr UTC
mit Zentrum etwa 515 km südlich von Kingston, Jamaika als tropisches
Tiefdruckgebiet Achtzehn klassifiziert wurde.
Noch am selben
Abend wurde bei einem Erkundungsflug der Hurricane Hunters festgestellt, dass
die andauernden Winde an der Oberfläche Sturmstärke erreicht hatten und das NHC
erklärte das System zu einem tropischen Sturm. Der Sturm erhielt den Namen
Sandy. Am folgenden Tag verstärkte sich der Sturm und driftete dabei in
nördliche Richtung ab. Im Verlauf des 24. Oktober bildete sich ein Auge, sodass
Sandy um 15:00 Uhr UTC zu einem Hurrikan der Kategorie 1 hochgestuft wurde. Zu
diesem Zeitpunkt befand sich der Sturm etwa 105 km südlich von Kingston. Um 19:00 Uhr UTC
erreichte Sandys Auge die Südküste der Insel mit andauernden
Windgeschwindigkeiten von 130 km/h. Zuvor hatten die Behörden die Flughäfen
geschlossen und in größeren Ortschaften ein 48-stündiges Ausgehverbot verhängt.
Nach der Überquerung
Jamaikas zog Sandy weiter nordwärts und intensivierte sich rapide, sodass der
Hurrikan vor dem Erreichen der kubanischen Küste Provinz Santiago de Cuba sich
zum Kategorie-2-Hurrikan verstärkte. Sandys Zentrum traf am frühen Morgen
(Ortszeit) des 25. Oktober am Playa Mar Verde, gut zehn Kilometer westlich der
Stadt Santiago de Cuba auf Land, überquerte die Insel rasch in
nord-nordöstlicher Richtung und gelangte bereits fünf Stunden später bei Cabo
Lucrecia, Municipio Banes erneut über Wasser. Dabei richtete der Hurrikan in
den Provinzen Santiago de Cuba, Guantánamo und Holguín schwere Schäden an.
Zahlreiche Dächer wurden abgedeckt, Bäume entwurzelt, Strom- und Telefonmasten
umgeknickt. Auch wurden ganze Häuser zerstört. In Santiago brach die Stromversorgung
vollständig zusammen.
Im
Gefangenenlager der Guantanamo Bay Naval Base vertagte man aufgrund des
Hurrikans eine Voranhörung zum Anschlag auf den US-amerikanischen Zerstörer
Cole. Sandy gilt als schwerster Zyklon in diesem Gebiet seit Hurrikan Flora,
der 1963 den Südosten Kubas verwüstete. Der Wirbelsturm zog weiter in grob nördlicher
Richtung über die Bahamas hinweg. Erst am frühen Morgen des 26. Oktobers
schwächte sich Sandy ab und wurde aufgrund ihres nur noch schlecht sichtbaren
Auges nordöstlich der Bahamas in einen Kategorie-1-Hurrikan abgestuft. Der
Hurrikan wurde immer unorganisierter und schwächte sich am 27. Oktober um 09:00
Uhr UTC zu einem starken tropischen Sturm ab, konnte sich aber nur ein paar
Stunden später wieder zu einem Hurrikan intensivieren. Am 29. Oktober 2012
trifft das extreme Windfeld Sandys auf die Ostküste der Vereinigten Staaten.
Das Zentrum des Wirbelsturms wird nach den Modellrechnungen in der Nähe von
Atlantic City in New Jersey die Küste erreichen, doch liegen im Bereich der
sturmstarken Winde auch Boston, New York City und Washington, D.C./Baltimore.
In mehreren US-Bundesstaaten haben die Gouverneure den Notstand ausgerufen. In
New York wurde die Evakuierung von niedrig gelegener Stadtteilen in Manhattan und
Brooklyn angeordnet, wovon 375.000 Einwohner betroffen waren. Zudem wurde der
Hafen geschlossen. Eingestellt wurden der öffentliche Nahverkehr und zahlreiche
Verbindungen von Amtrak in der Region. Der Börsenhandel an der Wallstreet wurde
eingestellt. Präsident Barack Obama sagte alle Wahlkampfveranstaltungen ab und
blieb in Washington, D.C.
Nachdem Sandy
früh am 30. Oktober auf Land traf kam es in vielen Städten zu starken Schäden.
In bis zu 7,5 Mio. Haushalten fiel der Strom aus, in New York knickte ein
Baukran um und Stromumspannwerke explodierten. Im Stadtteil Queens brach ein
Brand aus. Die U-Bahn wurde stellenweise geflutet und Straßen waren blockiert.
Eine Sturmflut von bis zu 4m Höhe setzte weite Teile Manhattans unter Wasser.
Im Atlantik sank das Filmschiff "Bounty" durch den Sturm, eine Frau
starb und 14 Menschen wurden gerettet. Der Kapitän wird noch vermisst. Bisher
sind in Verbindung mit Sandy in der Karibik sowie in Nordamerika 209 Menschen
getötet worden.